GRÜNE fordern Entlastung von Oberstufenschüler*innen in Corona-Krise

Schulen in ganz Deutschland werden seit wenigen Wochen schrittweise wieder geöffnet, so auch in Bremerhaven. Vieles hat sich jedoch verändert. Der Unterricht sieht nach wie vor anders aus. Ein Großteil der Lerninhalte wird noch immer als „Heim- oder Fernunterricht“ durch die Schüler*innen und ihre Familien selbstständig erarbeitet, Hygiene- und Abstandsregeln bestimmen den stundenweisen innerschulischen Unterricht. Im Zentrum dieser Wiedereingliederung der Schüler*innen in den veränderten Schulbetrieb muss nun die Chancengleichheit vor allem im Hinblick auf die anstehenden Abschlussprüfungen stehen.

„Es sollten jetzt nicht dieselben Leistungsmaßstäbe angesetzt werden wie vor der Corona-Krise“, sagt Till Schierer, Mitglied im Kreisvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bremerhaven und Schüler in der Oberstufe des Lloyd Gymnasiums. Genau dies werde jedoch durch die Vorgaben zur Leistungsbewertung der Senatorin für Bildung in Bremen versucht. „Diese Vorgaben haben für Bremerhavener und Bremer Oberstufenschüler*innen zur Folge, dass sie in den nächsten Wochen einer fast dauerhaften Klausurenbelastung ausgesetzt sind. In manchen Fächern wurden während der Zeit des Schulausfalls aber keine Materialien zur Verfügung gestellt. In einigen Fällen wurde auch davor, wegen des Lehrer*innenmangels oder hoher Krankenstände, kaum Unterricht erteilt. Gerade in diesen Fällen ist das Schreiben einer Klausur nicht zu rechtfertigen“, führt Schierer weiter aus.

„Darum fordern wir, die Maßgaben zur Leistungsbewertung für die Qualifikationsphase 1 so zu ändern, dass in den Fächern höchstens eine Klausur geschrieben werden muss. Die Lehrkräfte sollten darüber hinaus selbst entscheiden dürfen, ob es in ihren Fächern notwendig ist, Klausuren zu schreiben. Im Vergleich zu anderen Bundesländern besteht in Bremen eine deutlich stärkere Klausurendichte für die Schüler*innen. Während in zahlreichen Ländern die Gesamtzahl der Klausuren reduziert wird und in einigen Ländern die Klausuren ganz gestrichen werden, ist Bremen eines von wenigen Ländern, die alle Klausuren schreiben lassen wollen, und das einzige Bundesland in dem auch in Sonderfällen, in denen kaum Unterricht erteilt wurde, Klausuren geschrieben werden müssen!“

„In Bremerhaven gibt es sehr heterogene Klassenverbände“, ergänzt die Grüne Kreisvorstandssprecherin Julia Stephan. „Die Corona-Krise hat diese Situation verschärft. Die Schüler*innen haben zum Teil sehr unterschiedliche Möglichkeiten gehabt, sich den Lehrstoff selbstständig zu erschließen. Nicht jede*r Oberstufenschüler*in hat ein eigenes Zimmer mit Internet und Laptop. Viele Schüler*innen hatten große soziale Verpflichtungen und mussten in den Monaten der häuslichen Isolation vermehrt familiäre Sorgetätigkeiten übernehmen.“

„Wir Grüne Bremerhaven empfinden die vorgesehenen Prüfungsregeln daher als nicht (bildungs-)gerecht und solidarisieren uns mit der Petition der Schüler*innenvertretung des Lloyd Gymnasiums. Denn weder dürfen wir die zum Teil schwierigsten Lernbedingungen der Schüler*innen in den vergangenen Monaten ignorieren, indem dieselben Leistungserwartungen angesetzt werden wie vor der Corona-Krise, noch sollte Bremen dies isoliert als einziges Bundesland tun“, führt Stephan aus.